Superfood Trend: Was kann die Zichorienwurzel?

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Die Zichorie, die in Mitteleuropa häufig am Wegesrand wächst und daher auch als Wegwarte bekannt ist, erfreut sich in letzter Zeit zunehmender Beliebtheit. Die gemeine Wegwarte „Cichorium intybus ist zwar lang nicht so bekannt wie ihre Kulturformen Chicorée, Endivie und Radicchio, die vor allem Salat-Fans ein Begriff sein werden. Dennoch wird sie immer – oder eher gesagt wieder – populärer.

In diesem Artikel verraten wir Dir, wie die Zichorie Verwendung findet und wieso sie vor kurzem sogar zur „Heilpflanze des Jahres 2020“ gekürt wurde.

Im Spätsommer und Herbst bildet die Wegwarte himmelblaue Blüten. Sie öffnet sich erst, wenn die Sonne aufgeht und wird daher auch “Sonnenbraut” genannt.

Eine Pflanze mit Geschichte – Die Zichorie

Bereits in der Zeit vor Christus nutzten die alten Römer und Griechen die Inhaltsstoffe der Zichorie. Niemand geringeres als Hippokrates, der „Vater der Heilkunde“, schätzte die Pflanze wegen ihrer heilsamen Wirkung bei Magenproblemen sowie Darm- und Lebererkrankungen.

Auch der Naturheilkundler und Namensgeber der Kneipp-Medizin, Sebastian Kneipp, schwärmte zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Wegwarte. Vor allem wegen ihrer auf die Bitterstoffe zurückzuführenden entgiftenden Eigenschaften. Er empfahl die Pflanze außerdem bei Appetitlosigkeit und Verstopfung. Im 20. Jahrhundert gerieten die Zichorie und ihre Wurzeln dennoch erst einmal in Vergessenheit.

Aus der Not heraus: Zichorienwurzel als Kaffeeersatz

Nicht nur als Heilpflanze findet die Zichorie seit eh und je Verwendung, sondern auch als Kaffeeersatz. Im 18. Jahrhundert entdeckte man eher aus der Not heraus, dass auch die Wurzel der Zichorie einen Nutzen hatte: Sie stellte eine günstige Alternative zu Bohnenkaffee dar. Zunächst wurde der teurere Bohnenkaffee nur mit der günstigen Zichorienwurzel gestreckt. Als aber Friedrich der Große 1780 ein Verbot von Bohnenkaffee für das einfache Volk aussprach, wurde der Zichorienkaffee zunehmend populärer.

Richtig durch die Decke ging der Konsum, als Napoleon 1806 die Kontinentalsperre verhängte und die exotischen Kaffeebohnen daher knapp auf dem europäischen Festland wurden.

Der Zichorienkaffee erhielt damals den umgangssprachlichen Namen Muckefuck. Wo dieser herkommt, ist heute nicht ganz klar. Eine Möglichkeit ist, dass Muckefuck vom französischen „mocca faux“, also falschem Kaffee, kommt. Die andere Erklärung geht auf den rheinischen Dialekt zurück, in dem „Mucke“ Holzmulm und „fuck“ faul bedeute. Kein besonders ehrwürdiger Name für ein Superfood.

Wie profitieren wir heute von dem Wurzel-Kaffeeersatz?

Da Bohnenkaffee gerade weder verboten noch extrem knapp ist, könnte man sich fragen, warum es überhaupt einen Ersatz für das Lieblingsgetränk der Deutschen braucht. Zumal Kaffee nicht ungesund ist und in Maßen sogar förderlich für die Gesundheit sein kann.

Dennoch vertragen viele Menschen die im Kaffee enthaltene Säure nicht, oder fühlen sich von zu viel Koffein aufgekratzt. Wer trotzdem nicht auf seinen Kaffee-Genussmoment verzichten mag, der kann zum Ersatz aus Zichorienwurzel greifen.

Die Wegwarten-Wurzel ist von Natur aus koffeinfrei und daher eine sehr verträgliche Alternative zu herkömmlichem Bohnenkaffee. Auch geschmacklich müssen kaum Abstriche gemacht werden, da das in den Wurzeln enthaltene Inulin sich beim Rösten in ein Aroma verwandelt, welches dem Geschmack des „echten“ Kaffees sehr nahe kommt. Auch gegen andere Kaffee-Ersatzprodukte auf Getreide-Basis hat die Wurzelzichorie sich durchsetzen können, da sie frei von Gluten und somit auch für Menschen mit Unverträglichkeiten prima geeignet ist.

Ist Kaffeeersatz aus der Zichorienwurzel gesund?

Im Zichorienkaffee finden sich viele wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Phosphor, Natrium, Folsäure und Magnesium. Hinzu kommen wertvolle Spurenelemente wie Eisen, Selen, Mangan oder Kupfer. Diese Inhaltsstoffe versorgen uns mit neuer Energie und Vitalität – ganz ohne Koffein, welches den Körper nur kurzfristig in einen Zustand der Wachheit versetzt. Da der Zichorienkaffee kein Koffein enthält, kann er auch problemlos vor dem Schlafen getrunken werden. Er soll sogar dabei helfen, besser zu schlafen und am nächsten Morgen erholt aufzuwachen.

Aber es gibt noch mehr Vorteile. Die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe unterstützen tatsächlich die Leber bei der Entgiftung, wie schon Kneipp damals vermutet hatte.

Was Zichorienkaffee außerdem noch gesund macht, sind die in dem Heißgetränk enthaltenen Polyphenole, die sich positiv auf Herz und Gefäße auswirken. Bereits eine Tasse am Tag soll der Thrombose-Prävention dienen. Der Kaffeeersatz aus der Zichorienwurzel ist also durchaus gesund.

So kannst Du selber Kaffee aus der Zichorienwurzel herstellen

Zichorienkaffee kann man einfach selber machen. Dafür brauchst Du eine Zichorienwurzel. Diese schneidest Du in dünne Scheiben und lässt Sie bei etwa 40 Grad im Backofen über mehrere Stunden trocknen. Danach wird sie in der Pfanne geröstet, in der Kaffeemühle gemahlen und wie Filterkaffee aufgebrüht.

Verwendung: Wie wird die Zichorie denn sonst noch genutzt?

Die Wurzel kann nicht nur geröstet und zu Kaffeeersatz verarbeitet-, sondern auch als Back- oder Pfannengemüse zubereitet und verzehrt werden. Auf diesem Wege liefert sie uns eine große Menge des Kohlenhydrats Inulin.

Inulin ist ein wichtiges Präbiotikum, welches unsere guten Darmbakterien füttert und damit deren Ausbreitung fördert. Darüber hinaus wird die Aufnahme von Mineralstoffen begünstigt. Das Risiko für Darminfektionen und entzündlichen Darmerkrankungen wird gesenkt und das Wachstum bösartiger Zellen behindert.

Wer mit wiederkehrenden Ekzemen oder Hautunreinheiten zu kämpfen hat, kann ebenfalls von den heilspezifischen Eigenschaften der Wurzelzichorie profitieren. Zum Beispiel helfen hier Kompressen aus den Blättern und Blüten der Pflanze.

Von der Wurzel über die Blätter und bis zu den Blüten-Stängeln kann jeder Teil der Zichorie verwendet und für gesundheitliche Zwecke genutzt werden. Daher ist die Zichorienwurzel ein wahres Multitalent mit diversen Power-Kräften aus der Natur.

Heilpflanze des Jahres 2020

Seit dem Jahr 1990 kürt der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise jährlich die Heilpflanze des Jahres. Aufgrund ihrer Heilwirkung und der vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten wurde dieses Jahr die Wegwarten-Wurzel zum Gewinner gekürt.

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