Frau macht einen sonnigen Herbstspaziergang im Wald

Dem digitalen Schweinehund trotzen: Expertin verrät ihre besten Tipps in Zeiten von Social Media, Streaming und Co

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Sie senken den Blutdruck, reduzieren Stresshormone und stärken das Immunsystem – Entspannungsmomente sind ein wahrer Gesundheitsbooster und steigern zudem unser Wohlbefinden. Dabei tut sich laut einer neuen Fit Reisen Umfrage etwa die Hälfte der Deutschen schwer damit, in ihrer Freizeit genug Entspannung zu finden. Oft gehen Menschen gar Aktivitäten nach, von denen sie wissen, dass sie nicht zu ihrer Erholung beitragen. Die größten Entspannungskiller sind dabei digitaler Natur. Streaming, Social Media, Videospiele – viele verbringen mehr Zeit vor dem Bildschirm, als sie eigentlich wollen, finden es aber schwer, darauf zu verzichten.

Im exklusiven Interview erklärt Gesundheitscoach Susanne Uckun, wie wir unseren „digitalen Schweinehund“, der unserer Entspannung oftmals im Weg ist, zähmen können.

Susanne-Uckun

Interview mit Gesundheitsexpertin Susanne Uckun

Fit Reisen: „Frau Uckun, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen! Lassen Sie uns gleich zum Thema kommen: Unsere Umfrage hat ergeben, dass der Konsum digitaler Medien bei der jungen Generation (25–35 Jahre) am höchsten ist, gleichzeitig aber auch viele jüngere Menschen weniger digital konsumieren wollen, weil sie dabei nicht gut entspannen können. So würden zum Beispiel 40 Prozent der 25-35-Jährigen gerne weniger Zeit am Handy verbringen, bei den 35-45-Jährigen sind es sogar mehr als 70 Prozent. Bei dem Kampf Willenskraft vs. digitaler Schweinehund zieht jedoch oft die Willenskraft den Kürzeren. Wieso kommen unsere Vorsätze nicht gegen unsere schlechten Gewohnheiten an?“

Uckun: „Weil unser Hirn auf Energiesparen programmiert ist. Und Gewohnheiten sind energiesparend – deshalb möchte es diese eigentlich beibehalten. Wenn wir da plötzlich mit einer neuen Verhaltensweise kommen, die zu etablieren einiges an Aufwand bedeutet, entspricht das nicht dem Grundsatz des Hirns von minimalem Energieaufwand.“

Fit Reisen: „Mit purer Willenskraft kommen viele ihrem inneren Schweinehund also nur ein paar Stunden oder Tage bei. Kennen Sie da wirksamere Strategien?“

Uckun: „Ich rate dazu, erstmal den Grund dafür auszumachen, weshalb ich etwas ändern möchte. Wenn mir nicht klar ist, weshalb ich zum Beispiel weniger Zeit auf Social Media verbringen möchte, dann schaffe ich das vermutlich auch nicht.“

Eine Frau reibt Ihre Augen auf dem Sofa, Handy und Tablett sind im Hintergrund zu sehen

Fit Reisen: „Und der nächste Schritt?“

Uckun: „Ein klares Ziel definieren. Ich möchte weniger Social Media nutzen, ist kein klares Ziel. Statt an sieben Tagen möchte ich künftig nur noch an vier Tagen pro Woche Social Media nutzen, schon. Die Resolution kann ich bildlich oder schriftlich festhalten und dann zum Beispiel an das Tablet pinnen. Und schließlich kann ich mich in die Situation reinfühlen, wie es mir geht, wenn ich es schaffe, nur noch vier Tage pro Woche Social Media zu nutzen. Das motiviert zusätzlich.“

Fit Reisen: „Hilft es denn, wenn wir für die Zeit, die wir sonst online verbringen würden, etwas Sinnvolleres einplanen – zum Beispiel die Steuererklärung, die schon so lange ansteht?“

Ein Mädchen spielt das Videospiel League of Legends

Uckun: „Die Idee, Social Media durch „sinnvolle To Dos“ wie Steuererklärung oder Wohnungsputz zu ersetzen, ist meiner Einschätzung nach zum Scheitern verurteilt. Denn wenn ich statt zocken jetzt drei Abende die Woche die Steuererklärung machen möchte, befriedigt das nicht dasselbe Bedürfnis – Entspannung – wie das Zocken. Da werde ich dann auch bei der Umsetzung große Schwierigkeiten haben. Ich rate stattdessen zu anderen entspannenden Aktivitäten.“

Fit Reisen: „Gut zu wissen. Haben Sie denn noch weitere Tipps auf Lager?“

Uckun: „Gewiss. Zusammen fallen Umstellungen leichter. Wenn ich also eine Freundin habe, die auch weniger Zeit auf Social Media verbringen möchte, gehen wir das zusammen an und machen vielleicht sogar eine Challenge daraus. Außerdem rate ich dazu, Erfolge zu visualisieren – zum Beispiel mit Haken hinter umgesetzten Vorsätzen.“

Zwei Freundinnen lesen gemeinsam Bücher

Fit Reisen: „Welchen Fehler beobachten Sie häufig bei Menschen, die digital detoxen wollen?“

Uckun: „Dass sie zu überambitioniert da rangehen. Es ist wichtig, mit den Zielen realistisch zu bleiben und kleine Schritte zu gehen, anstatt das ganze Leben sofort umkrempeln zu wollen. Gewohnheiten umzustellen dauert. Außerdem gehört Scheitern dazu. Mit sich gnädig sein und weitermachen, statt wegen eines Fehltritts aufzugeben – das ist der Trick. Dabei hilft es, sich einen festen Zeitpunkt auszusuchen, an dem man weitermachen möchte.“

Eine Frau entspannt auf dem Sofa

Fit Reisen: „Jetzt sind wir für den nächsten digitalen Detox gewappnet. Vielen Dank für das Gespräch, Frau Uckun.“

Uckun: „Gerne.“

(Interview: Naomi Rieger)

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