In Europa gibt es hunderte Heilbäder und Kurorte. Was diese auszeichnet, sind die staatlich anerkannten natürlichen Heilmittel, die dort vorkommen und für unterschiedlichste Heilzwecke eingesetzt werden. Die Heilbäder und Kurorte sind entweder Mineral- und Thermalheilbäder, Moorheilbäder, Heilklimatische Kurorte (Luftkurorte), Seebäder, Kneippkurorte/ Kneippheilbäder, Heilbäder mit Radontherapie oder eine Mischung aus mehreren dieser Prädiktate.
Schmuckhof im Kurhaus Bad Kissingen
2021 hat die UNESCO 11 historische Orte und Städte Europas als “Great Spa Towns of Europe” in die Liste der Welterbestätten aufgenommen. Unter den historischen Kurorten aus 7 verschiedenen Ländern sind auch 3 deutsche Kurstädte gelandet. Diese und weitere historische Thermalstädte in Europa präsentieren wir Ihnen in diesem Beitrag. Es handelt sich bei den Reisezielen nicht einfach nur um Wellness-Zentren, sondern um erstklassige Kurorte, deren Geschichte als Thermalbad bis ins 19. Jahrhundert oder länger zurückreicht und die daher eine Reihe von Aktivitäten und Erlebnissen rund um Gesundheit, Wohlbefinden, Kultur, Geschichte und Co. anbieten. Die lange Tradition kultureller Veranstaltungen sorgt auch für die damit verbundene Infrastruktur: Besucher erwarten Theater, Konzertsäle, Casinos usw. Entdecke mit uns die Thermalbadkultur Europas, die einlädt, in die langjährige Tradition historischer Ortschaften einzutauchen und auf den Spuren von Königen, Politikern und anderen Berühmtheiten zu wandeln, die sich schon damals von der Schönheit und der heilsamen Wirkung dieser besonderen Orte inspirieren ließen.
Welche sind die schönsten historischen Kurorte Europas?
Baden-Baden – Mineralheilbad und heilklimatischer Kurort
Eines der beliebtesten historischen Heilbäder Europas finden wir mitten im Schwarzwald. Baden-Baden ist ein hübsches Städtchen mit mediterranem Flair. Die mondäne Bäderstadt in Baden-Württemberg ist Mineralheilbad, heilklimatischer Kurort und Weltkulturerbe zugleich. Im Sommer 2021 wurde Baden-Baden zusammen mit zwei anderen Kurstädten Deutschlands als Teil der „Great Spa Towns of Europe“ in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen und zeugt nun stolz von der europäischen Bäderkultur aus dem 19. Jahrhundert.
Aber nicht erst seit dem 19. Jahrhundert, schon seit eh und je sprudelt hier heilsames Thermalwasser aus einer Tiefe von 2000 Metern. Bereits die Römer wussten die Wirkung des bis zu 68°C heißen Wassers zu schätzen. Heute wissen wir: Die Heilkraft des Thermalwassers aus Baden-Baden fördert die Genesung, ob bei Herz-Kreislaufbeschwerden, Stoffwechselstörungen, Atemwegserkrankungen, Gelenk- oder Hautproblemen.
Das historische Kurhaus in Baden-Baden
An einem Ort in Baden-Baden werden Entspannung, Wellness und Gesundheit besonders großgeschrieben: In der Caracalla Therme. Hier finden Besucher eine Sauna- und Badelandschaft, die sie in die Zeit der Antike zurückversetzt und eine unvergleichlich erholsame Wirkung hat.
Bad Kissingen – Moor- und Mineralheilbad
Einer der bekanntesten europäischen Kurorte mit langjähriger Geschichte ist Bad Kissingen. Das bayerische Staatsbad war schon vor 150-200 Jahren ein geschätztes Ziel für Europas Adel. Unter den Besuchern des Moorheilbads befanden sich bayerische Könige, die berühmte Kaiserin „Sisi“ oder Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck. Auch bei Künstlern und Musikern war das Heilbad stets hoch angesehen.
Mineral- und Moorheilbad Bad Kissingen
Der weltbekannte Kurort am Rande der Rhön zieht noch heute Menschen aus aller Welt in seinen Bann. Im Mittelpunkt jedes Kuraufenthaltes in Bad Kissingen stehen dabei die 7 Heilquellen des Kurbads, von denen man z.B. zur Regulierung der Verdauung trinkt. Außerdem kannst Du die wohltuende Kraft des Wassers beim Kneippen, beim Baden in der bekannten KissSalis Therme oder bei einer Soleinhalation am Gradierwerk spüren. Neben den Wellness- und Gesundheitsangeboten bietet der Kurort Bad Kissingen auch jede Menge schöne Freizeitaktivitäten und Sehenswürdigkeiten wie den Rosengarten, den Kurgarten oder den Marktplatz. 2021 wurde das Mineralquellen- und Moorheilbad als Teil der „Great Spa Towns of Europe“ in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen.
Bad Ems – Heilbad
Der Kurort Bad Ems in Rheinland-Pfalz ist vor allem bekannt für sein Heilwasser, das bereits Kaiser Wilhelm I. zu schätzen wusste. Beim Kururlaub in Bad Ems kann man die unterschiedlichen Quellwasser frisch aus der Erde verköstigen. Das Wasser aus den Heilquellen wird in Form von Trinkkuren, Inhalationen und Nasenspülungen zur Behandlung und Prävention von Krankheiten genutzt, darunter unter anderem Rheuma oder Allergien. Besonders beliebt ist das „Emser Kränchen“ – eine der vier Quellen in der Brunnenhalle und die Lieblingsquelle von Kaiser Wilhelm. Das Wasser kann nicht nur direkt vor Ort verköstigt werden, es wird auch in vielen Restaurants des Kurortes serviert.
Das Heilbad Bad Ems, Blick auf die Lahn
In Bad Ems erleben Besucher in einer der modernsten Thermen Deutschlands, der Emser Therme, unterschiedlichste Wohlfühlmomente. Das Highlight ist die Fluss-Sauna mitten auf der Lahn. Eine weitere Besonderheit des Kurbads ist neben der insgesamt 15 Heilquellen und der Wohlfühloase Emser Therme, die seit 1992 größte und führende Ayurveda Privatklinik Europas. Bad Ems hat, wie Du siehst, einiges zu bieten. Es überrascht daher nicht, dass der Kurort ebenfalls zur UNESCO Welterbestätte “Great Spa Towns of Europe” zählt.
Wiesbaden – Heilbad
Ein weiteres historisches Heilbad finden wir in Hessen. Das Heilbad Wiesbaden ist ein Ort zum Wohlfühlen. Die Stadt zwischen Taunus und Rhein begeistert nicht nur mit ihrer Lage zwischen idyllischen Landschaften, ihrem Kurpark und dem Kurhaus, sondern vor allem auch den 26 heißen Heilquellen, die hier aus der Erde sprudeln. Schon die alten Römer wussten, was sie an diesem Badeort hatten.
Erholung und Entspannung finden Gesundheitsbewusste heute unter anderem im historischen Thermalbad Kaiser-Friedrich-Therme oder am Kochbrunnen am Kranzplatz. Die Thermalquelle am Kochbrunnen soll gegen Erkältungen helfen, die Verdauung anregen und Osteoporose vorbeugen.
Für Besucher hat die Stadt auch darüber hinaus so viel zu bieten, dass es bei einem Gesundheitsurlaub hier gewiss nicht langweilig wird. In den weitläufigen Parks und auf dem Neroberg mit der Nerobergbahn und in den angrenzenden Villengebieten erlebst Du den Charme der „Weltkurstadt des 19. Jahrhunderts“. Die Altstadt und die berühmte Kuckucksuhr sind weitere interessante Sehenswürdigkeiten neben den Thermalquellen der Stadt. Wiesbaden ist zusammen mit den vier weiteren deutschen Thermalstädten Teil der europäischen Kulturroute „European Route of Historic Thermal Towns“.
Das Kurhaus Wiesbaden im Abendlicht
Bad Homburg – Heilbad
Bad Homburg befindet sich in Hessen und trägt das Prädikat Heilbad. Obwohl es sich bei dem 50.000-Einwohner-Ort um einen historischen Kurort handelt, überzeugt er mit top modernen Einrichtungen. Das traditionelle Kaiser-Wilhelms-Bad, 1890 eröffnet, wurde liebevoll saniert, doch erzählt es noch immer vom Einfluss der Kaiser, Könige und Fürsten, die sich hier behandeln ließen. Im historischen Kaiser-Wilhelms-Bad befindet sich heute das Kur-Royal Day Spa, in dem Kurgäste Wohlbefinden, Entspannung und Erholung pur finden.
Teich in Bad Homburg
Neben dem reichen Gesundheits- und Wellnessangebot bietet die Stadt auch ein riesiges Freizeitangebot. Traumhafte Parkanlagen und Landschaftsgärten, uralte Bäumen und geschichtsträchtige Bauten wie die historische Kirche und das Landgrafenschloss prägen die Kurstadt und laden zum Sightseeing ein.
Bad Homburg ist Teil der europäischen Kulturroute der historischen Thermalstädte, eine von knapp 50 vom Europarat ausgezeichneten Kulturrouten.
Karlsbad – Thermalheilbad
Die Stadt Karlsbad, auf Tschechisch Karlovy Vary, ist Tschechiens größter Kurort und Teil des sogenannten „Westböhmischen Bäderdreieck“, zu dem auch Franzensbad und Marienbad gehören. In Karlsbad fließt ein regelrechtes unterirdisches Netz von insgesamt 79 Mineralquellen. Im Gegensatz zu den anderen Kurorten des Westböhmischen Bäderdreiecks sind hierunter aber nicht nur kalte, sondern auch warme Thermalquellen zu finden.
Stadtansicht in Karlsbad
Besonders spannend ist die Geschichte der Thermalanwendungen Karlsbads, die eng mit der Namensgebung der Stadt verbunden ist. Bereits vor 650 Jahren fiel nämlich ein Hund König Karls bei der Jagd in ein stehendes Gewässer. Um zu verstehen, warum der Hund dabei so jämmerlich jaulte, wurde das Wasser genauer untersucht und auf diese Weise nicht nur seine erstaunliche Wärme (der Grund für das Gejaule), sondern auch seine heilende Wirkung entdeckt. So zögerte der König nicht lange und befahl, den Quellort zu besiedeln. Karlsbad war geboren und wurde sehr bald zum Treffpunkt wohlhabender Aristokraten.
Heutzutage lockt Karlsbad nicht nur mit seinem Kur- und Spa-Angebot, sondern punktet ebenso mit einem vielfältigen Veranstaltungskalender, darunter das Karlovy Vary Film Festival und das Karlsbader Folklorefestival, welches interessante Einblicke in die tschechische Kultur und Geschichte liefert.
Marienbad – Thermalheilbad
Das tschechische Mariánské Lázně begeistert allen voran durch seine wunderbare Natur. Der pittoreske Kurort liegt inmitten von einem grünen Gebirgswald und in der Stadt selbst gibt es eine Vielzahl an Parks, die zum Verweilen einladen.
Kurpark mit „Singender Fontäne“ im Hintergrund
Auch was den Gesundheitsaspekt anbelangt, muss sich Marienbad keinesfalls hinter Karlsbad verstecken. Die Stadt beherbergt mehr als 40 Quellen, deren Wasser sich z.B. zur Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Verdauungssysteme eignet. Eine gängige Behandlungsform ist die Marienbader Trinkkur, wobei das mineralhaltige Quellwasser aus den berühmten Schnabeltassen getrunken wird.
In ihrer über 200-jährigen Geschichte durfte Marienbad viele berühmte Kurgäste empfangen. Dazu gehören die Kaiserin Sissi, Frédéric Chopin, Mark Twain, Richard Wagner und Johann Wolfgang von Goethe.
Heutiger Publikumsmagnet ist die „Singende Fontäne“. Bei diesem künstlerischen Erlebnis, das zu jeder ungeraden vollen Stunde von Ende April bis Ende Oktober stattfindet, wird das Wasserspiel der Fontäne mit fantastischer Klassik-Musik untermauert. Ein sehr bewegendes Spektakel, das bei so manchem Zuschauer Tränen der Ergriffenheit hervorruft.
Franzensbad – Thermalheilbad
Franzensbad liegt unweit der deutschen Grenze und ist der westlichste sowie kleinste Kurort des Böhmischen Bäderdreiecks. Aufgrund seines historischen Stadtzentrums, das elegante Kurkolonnaden, historische Gebäude im Stil des Klassizismus und wunderschöne Parks umfasst, wird Františkovy Lázně, so der tschechische Name, auch häufig als die schönste historische Stadt Tschechiens bezeichnet.
Stadtzentrum mit Architektur im Stile des Klassizismus
Franzensbad entstand 1793 zu Ehren des künftigen österreichischen Kaisers Franz I. und ist, ebenso wie seine Schwestern Karlsbad und Marienbad, als „Great Spa Towns of Europe“ seit 2021 UNESCO Weltkulturerbe.
Neben der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Verdauungssystems ist dieser europäische Kurort vor allem für seine Erfolge im Bereich der Frauenheilkunde bekannt.
Für einen Kururlaub mit Kindern bietet sich ein Besuch im Aquaforum an. Diese größte Therme der böhmischen Kurbäder garantiert mit ihren Indoor und Outdoor Pools, Wasserrutschen, Whirlpools u.v.m. Wasserspaß für die ganze Familie.
Budapest – Thermalheilbad
Budapest nimmt eine Sonderstellung unter den europäischen Heilbädern ein. Die ungarische Metropole ist nicht nur die größte Kurstadt Europas, sondern auch das einzige Kurbad, das zugleich Hauptstadt ist.
Weiterhin blickt Budapest auf eine zweitausend Jahre alte Badekultur zurück. Bereits im 2. Jahrhundert badeten die Römer hier in 14 Thermen. Zu heutiger Zeit sind vor allem das Gellért-Bad, die wohl berühmteste Therme Budapests mit Jugendstil-Charme, und das Széchenyi Bad, der größte Badekomplex Europas, einen Besuch wert.
Außenpool im Széchenyi Bad
Grundlage der Kur- und Thermalanwendungen in Budapest bilden 123 natürliche heiße Quellen, die mit einer Geschwindigkeit von 70 Millionen Litern pro Tag die zahlreichen Kureinrichtungen versorgen und deren mineralhaltiges Wasser sich zur Behandlung verschiedenster Krankheiten eignet.
Abgesehen von dieser beeindruckenden Gesundheitsinfrastruktur verfügt Budapest über eine lebendige Kulturszene, interessante Sehenswürdigkeiten und eine hervorragende Küche, die Du z.B. auf einer kulinarischen Stadttour kennenlernen kannst.
Montegrotto Terme – Moorheilbad
Einen Gesundheitsurlaub mit ganz viel Dolce Vita kannst Du in Montegrotto Terme erleben. Dieses Heilbad im Norden Italiens, welches schon zu römischen Zeiten ein bedeutender Kurort war, bildet zusammen mit dem Nachbarort Abano Terme die Euganeische Thermalzone. Heute wie damals ist Montegrotto Terme für seine heilsamen Fango-Anwendungen bekannt.
Bei Fango handelt es sich um Heilschlamm, der sich aus Ton oder Lehm, Thermalwasser und Algen zusammensetzt und über 60 Tage lang zum Reifen gebracht wird. Im Allgemeinen kommt Fango im Rahmen von Massagen, Bädern oder Wärmepackungen zum Einsatz. Er wird besonders geschätzt, um Schmerzen im Zusammenhang mit Knochen- und Gelenkerkrankungen zu lindern.
Das versprochene italienische Flair erlebst Du z.B. beim Wandern oder Radfahren auf der Strada del Vino de Colli Euganei, einer Weinstraße durch die Euganeischen Hügel. Kulturhungrige kommen im nur 45 km entfernten Venedig auf ihre Kosten. Auch Padua, Vicenza und Verona sind nur einen Katzensprung entfernt.
So wundert es nicht, dass sich hier die Europäische Kulturroute der Historischen Thermalstädte mit anderen ausgezeichneten Kulturrouten kreuzt, beispielsweise der Via Francigena.
Weinberge in den Euganeischen Hügeln
Historische Kurorte in Europa
Weitere Informationen über die beliebtesten historischen Kurorte Europas erhältst Du auf der offiziellen Seite der European Route of Historic Thermal Towns, die rund 50 Orte und Regionen in 17 Ländern umfasst.
Du möchtest mehr über die Europäische Route der Historischen Thermalstädte erfahren? Dann empfehlen wir unseren Ratgeber zu diesem Thema.
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