In unserem heutigen Interview sprechen wir mit dem Umweltwissenschaftler, Naturschützer und Blogger Christoph über einige wichtige Aspekte des Themas Nachhaltigkeit. Er spricht dabei von seinen eigenen Erfahrungen und gibt nützliche Tipps, um nachhaltiger zu leben.
Hallo Christoph, vielen Dank, dass Du Dich bereit erklärt hast, uns im Interview einige Frage zum Thema Nachhaltigkeit zu beantworten. Da Dich vielleicht einige unserer Leserinnen und Leser noch nicht kennen, wäre es schön, wenn Du Dich zu Beginn einmal vorstellen magst.
Ja hallo zusammen! Ich bin Christoph Schulz und betreibe seit 5 Jahren den Nachhaltigkeitsblog CareElite.de, auf dem ich meine Leser für einen umweltfreundlichen Lebensstil begeistern möchte.
Wie bist Du selbst auf das Thema Nachhaltigkeit und Zero Waste gestoßen und wie hat sich Dein Leben dadurch verändert?
Ich wurde bei einem Urlaub auf Sri Lanka zum ersten Mal aufmerksam auf das Problem mit dem Plastikmüll. Dort schwappte mir eine Welle mit unzähligen Einwegkunststoff-Produkten entgegen. Auf einer Plastikflasche, die aussah, als wäre sie gerade ist ins Meer geworfen worden, war ein Ablaufdatum aus den 80ern zu sehen. Nach diesem Aha-Moment begann ich den Strand aufzuräumen und meinen eigenen Alltag plastikfreier zu gestalten. Vom Teil des Problems – zu seiner Lösung sozusagen. Im Laufe der Zeit widmete ich mich dann mit meinem Engagement auch den anderen großen Umweltproblemen unserer Zeit – wie dem Klimawandel oder der Abholzung der Regenwälder.
Wieso sollte man seinen eigenen Lebensstil überdenken und auf Nachhaltigkeit achten?
Weil es nur diesen einen Planeten gibt und wir eine Verantwortung gegenüber unseren Kindern, Enkelkindern und allen zukünftigen Generationen haben. Solange wir auf Kosten der Umwelt leben, dürfen wir uns nicht wundern, dass wir Menschen irgendwann von der Erde verschwinden. Die Frage sollte also eher lauten: warum sollten wir einfach genau so weitermachen und nicht auf Nachhaltigkeit achten?
Müll sammeln an der Küste Südafrikas
Wie gelingt es Dir, plastikfrei zu leben?
Zunächst einmal: ich lebe natürlich nicht vollständig ohne Plastik. Doch ich vermeide Plastikmüll so gut wie möglich. Wenn man sich etwas hineingefuchst hat, merkt man schnell, dass dieses Unterfangen gar nicht so kompliziert ist. Ich habe zu Beginn einfach für eine Woche meinen Müll gesammelt und die Quellen dann nach und nach optimiert. Eine Edelstahltrinkflasche und Leitungswasser ersetzen zum Beispiel das Wasser aus Plastikflaschen. Obst- und Gemüsebeutel aus Baumwolle die Plastiktüten aus dem Supermarkt. Eine Holzzahnbürste die Plastikzahnbürste und so weiter. Wiederverwendbarkeit spielt bei diesem Lebensstil eine große Rolle.
Es ist sicherlich eine weit verbreitete Meinung, dass man auf zu viel verzichten müsste, um wirklich nachhaltig zu leben. Aber stimmt das tatsächlich?
Mir fällt nicht eine Sache ein, auf die ich in den letzten Jahren verzichten musste. Ganz im Gegenteil: der Blick über den Tellerrand eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Ob in der Ernährung, in der Freizeit oder auf Reisen. Wenn der eigene Lebensstil ansonsten auf Kosten der Umwelt, anderer Menschen oder auf Kosten von Tieren basiert, ist es nicht einmal ein Verzicht, sondern eher ein respektvolles Umdenken, wenn man beispielsweise das Gemüseschnitzel dem Schweineschnitzel vorzieht.
Welche einfachen Dinge könnte man im Alltag ändern, um nachhaltiger zu leben?
So ist Schluss mit den Plastiktüten
Wenn ich jetzt noch einmal auf Sri Lanka starten würde, würde ich zunächst die ganzen Einwegprodukte aus meinem Leben entfernen – von Plastikbechern- und Flaschen bis hin zu Wattepads und Plastiktüten. Anschließend bietet es sich an, den eigenen Fleischkonsum zu überdenken und drastisch zu reduzieren. Denn die Tierhaltung ist ganz entscheidend für Probleme wie den Klimawandel oder die Abholzung der Regenwälder verantwortlich. Auch der Umstieg auf einen Ökostrom-Anbieter und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel können einen echten Unterschied ausmachen.
Wie sieht es bei Dir mit der Kleidung aus? Worauf sollten Menschen beim Einkauf achten, denen Nachhaltigkeit wichtig ist?
Zunächst einmal ist es nachhaltig, die vorhandene Kleidung wertzuschätzen, sie gut zu pflegen und möglichst lang zu nutzen. Beim Kauf von Kleidung bietet sich der längst nicht mehr so eingestaubte Second-Hand-Kauf an, um Kleidungsstücken eine zweite Chance zu geben. Wenn es ein Neukauf sein soll, dann rate ich dazu, immer auf die ökologischen Siegel zu achten. OEKO-TEX, GOTS und FairTrade sind da gute Beispiele.
Viele vor allem junge Menschen würden gerne mehr regionale oder Bio-Produkte kaufen, doch oft fehlt dazu das Geld. Hast Du diesbezüglich vielleicht den einen oder anderen Geheimtipp?
Als Allererstes rate ich dazu, die eigene Lebensmittelverschwendung auf ein absolutes Minimum zu begrenzen. Denn solange Gurken, Tomaten und andere Lebensmittel in den Müll wandern, scheint es nicht am Geld, sondern eher an der Einkaufsplanung zu mangeln. Biologische Lebensmittel sind meist etwas teurer, das stimmt. Doch durch einen bewussten, nachhaltigen Lebensstil gibt man auch generell weniger Geld für eigentlich unnütze Dinge aus. Wer dann auch noch viel selbst kocht, spart beispielsweise am Ende gegenüber den konventionellen Fertigprodukten ebenfalls viel Geld ein.
Unverpacktes Obst & Gemüse
Gerade zur Adventszeit wird sehr viel konsumiert, Geschenkpapier und Adventskalender erzeugen viel Müll. Hast Du vielleicht einige Tipps, wie man auch zu diesen Zeiten auf Nachhaltigkeit achten kann? Welche Alternativen gibt es für Geschenkpapier & Co., um weniger Müll zu produzieren?
Geschenkpapier hat eine sehr kurze Nutzungsdauer – warum also nicht einfach Geschenke in altem Zeitungspapier einwickeln? Anstelle von Plastikdeko bieten sich Naturmaterial aus dem Wald an. Und wenn du Konfetti gebrauchen kannst, dann stanze es einfach aus trockenen Laubblättern aus. Der Fantasie sind da echt keine Grenzen gesetzt.
Für uns als Reiseunternehmen ist das Thema des nachhaltigen Reisens natürlich sehr relevant. Wie stehst Du zum Thema Reisen und wie lässt sich eine Reise möglichst umweltfreundlich gestalten?
Das Verhältnis aus Reisedauer, Reisedistanz und Reisezweck muss angemessen sein. Es ist alles andere als nachhaltig, für einen einwöchigen Strandurlaub ans andere Ende der Welt nach Neuseeland zu fliegen, da man diesen auch beispielsweise in Deutschland verbringen kann. Nachhaltigkeit auf Reisen bedeutet für mich aber auch, die eigene Herkunft an anderen Orten dieser Welt würdig zu vertreten und sich respektvoll gegenüber anderen Kulturen zu verhalten. Mit der Hilfe von Reiseunternehmen wie euch ist es zudem einfacher denn je, eine gänzlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Reise zu unternehmen und dabei zu lernen, worauf man bei zukünftigen Urlauben achten sollte.
Was hältst Du vom CO2-Ausgleich vor allem in Bezug auf Reisen? Wie lässt sich ein CO2-Ausgleich Deiner Meinung nach am besten umsetzen?
Am besten ist es natürlich, den eigenen CO2-Ausstoß auf ein Minimum zu beschränken. Ist das nicht möglich, ist eine CO2-Kompensation, also die finanzielle Unterstützung von Klimaschutz-Organisationen, eine großartige Alternative, um langfristig eine Veränderung zu bewirken. Auf den entsprechenden Plattformen lässt sich anhand der eigenen Reisedaten ziemlich genau ermitteln, wie viel CO2 man durch die eigene Reise ausgestoßen hat und mit welchem Gegenwert man diesen in etwa ausgleichen kann.
Vielen Dank Christoph für das aufschlussreiche Interview und viel Erfolg weiterhin mit Deinem Blog!
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