Eine der ältesten medizinischen Therapieverfahren ist die Phytotherapie, auch als Pflanzenheilkunde bekannt. Bei der Phytotherapie werden Phytotherapeutika, also Arzneimittel aus Heilpflanzen, zur Bekämpfung oder Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt. Phytopharmaka sind eine wichtige Säule in alternativen Heilverfahren wie der Homöopathie, der Aromatherapie oder der indischen Heilkunst des Ayurveda.
In diesem Beitrag bringen wir Dir die Ursprünge der Phytotherapie näher. Außerdem erfährst Du, wie Phytopharmaka wirken, für welche Anwendungsgebiete sie eingesetzt werden und warum diese Art der sanften Medizin in Kombination mit der Schulmedizin so wertvoll für uns ist.
Was ist Phytotherapie?
Die Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde ist die Wissenschaft von der Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten mit Pflanzen. Die pflanzlichen Heilmittel, die bei der Phytotherapie zum Einsatz kommen, können entweder in Form von Tabletten, Kapseln, Salben, Tinkturen oder Tees eingesetzt werden. Die Pflanzenheilkunde oder Phytotherapie wird heute nicht mehr nur als alternative Medizin betrachtet, sondern auch als Teil der naturheilkundlich orientierten Schulmedizin angesehen.
Ebenfalls ist es ein Ziel der Phytotherapie, die Inhaltsstoffe von Pflanzen und Pflanzenteilen hinsichtlich ihrer medizinischen Wirkung zu erforschen, um in Zukunft noch mehr pflanzliche Extrakte als Arzneimittel nutzen zu können.
Ursprünge der Pflanzenheilkunde
Die Pflanzenheilkunde zählt zu den ältesten Therapieformen der Geschichte und ist auf der ganzen Welt und in allen Kulturen vertreten. Sie basiert eigentlich auf der Heilpflanzenkunde, die die Wirkungsweise sowie die Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen und Pflanzenteile untersucht.
Die Anwendung von pflanzlichen Medikamenten ist also alles andere als eine Erscheinung der Neuzeit. Bereits die Neandertaler nahmen Heilpflanzen zu sich, um Krankheiten zu bekämpfen. Im Mittelalter wurden die Befürworter der pflanzlichen Medizin jedoch verfolgt, Kräuterfrauen wurden Opfer der Hexenverfolgung und die Anwendung pflanzlicher Arzneimittel trat in den Hintergrund.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich der französische Arzt Leclerc für die Fortsetzung der Kräuter-Medizin ein – allerdings mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Er war es auch, der den Begriff Phytotherapie erstmals einführte.
Auch in anderen Teilen der Erde sind Menschen sich der Wirksamkeit pflanzlicher Präparate schon seit Jahrtausenden bewusst, so zum Beispiel in Indien. Im Ayurveda, einer alternativen indischen Heilmethode, deren Ursprünge auf die Zeit bis 3.000 vor Christus zurückgehen, wird schon lange auf die Heilkraft der Pflanzen vertraut, ebenso in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).
Wie wirken Medikamente aus Pflanzenextrakten?
Die pflanzlichen Wirkstoffe aus Blättern, Blüten, Samen, Wurzeln oder Hölzern können für die Behandlung ganz unterschiedlicher Beschwerden eingesetzt werden. Die unterschiedlichen Wirkstoffe können in mehrere Gruppen unterteilt werden. Einige von ihnen sind Bitterstoffe, Schleimstoffe oder Ätherische Öle. Die Pflanzenteile bzw. Extrakte werden meist als Tee, Saft, Salbe, Tablette oder Pulver verwendet.
Zu den bekanntesten Heilpflanzen zählen:
- Baldrian
- Birkenblätter
- Brennnessel
- Flohsamen
- Frauenmantel
- Johanniskraut
- Kamille
- Klettenwurzel
- Löwenzahn
- Mariendistel
- Ringelblume
- Schafgarbe
- Spitzwegerich
Medikamente aus Pflanzenextrakten eignen sich jedoch eher nicht für akute Erkrankungen wie Tumore oder Lungenentzündungen, hier können sie lediglich unterstützend hinzugezogen werden. Ebenso wenig werden sie in der Intensivmedizin oder für medizinische Notfälle eingesetzt. Vielmehr kommen sie bei chronischen Leiden zum Einsatz.
Der große Vorteil von Phytotherapeutika ist, dass sie meist geringe bis keine ungewollten Nebenwirkungen haben und trotzdem eine gute Wirksamkeit aufweisen. Unverträglichkeiten sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten treten äußerst selten auf. Damit gehören pflanzliche Lebensmittel richtig angewendet zu den sichersten Medikamenten, die es überhaupt gibt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Heilpflanzen gesundheitsfördernde Nebenwirkungen haben können. Das liegt daran, dass sie meist nicht aus einem isolierten Wirkstoff bestehen, sondern voll mit Vitaminen, Spurenelementen, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen sind. Das erklärt auch, warum die Phytotherapie gerne zur Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt wird. Vor allem bei Menschen, bei denen mehrere chronische Krankheiten zusammenkommen, sehen Wissenschaftler großes Potential in der Phytotherapie.
Können Phytopharmaka Schaden anrichten?
Pflanzliche Mittel und deren Wirkstoffe können selten Schaden im menschlichen Körper anrichten. Das kann eigentlich nur passieren, wenn Du sie in viel zu großen Mengen zu Dir nimmst. Wenn Du Dir unsicher bist, solltest Du daher immer einen Arzt oder Heilpraktiker zu Rate ziehen.
Welche Krankheiten kann man mit Arzneimitteln aus Pflanzen heilen?
Phytotherapeutika kommen bei vielen Erkrankungen zum Einsatz und lindern erfolgreich Beschwerden bei:
- Atemwegserkrankungen
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Leber- und Galleerkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Haut- und Wunderkrankungen
- Schmerzen und Unwohlsein
- Rheumatischen Erkrankungen
- Erschöpfungszuständen
- Angstzuständen
- Schlafstörungen
- Depressionen
Die Phytotherapie kann auch prima unterstützend zur Schulmedizin herangezogen werden, um beispielsweise weniger Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen zu sich zu nehmen. Wenn Du wegen bestimmter Erkrankungen auf Medikamente angewiesen bist, solltest Du jedoch immer erst mit Deinem Arzt sprechen, bevor Du auf pflanzliche Extrakte umsteigst oder sie mit anderen Medikamenten kombinierst.