Kamille beruhigt den Magen, Salbei löst Halsschmerzen und Lavendel entspannt: Das gegen fast jedes Ziepen ein Kraut gewachsen ist, war schon im Mittelalter bekannt: Mönche bauten in ihren Klostergärten zahlreiche Heilpflanzen an. Später hatten auch viele Apotheken einen eigenen Garten mit allerhand natürlichen Heilhelfern. Wo noch heute wohltuende Kräuter in Fülle wachsen und sich diese bei einem Spaziergang ganz heilsam erriechen, erschmecken und erfühlen lassen, haben wir recherchiert und stellt zehn der sehenswertesten Kräuter- und Apothekergärten in der Bundesrepublik vor.
1# Kräutergarten Altenjahn (Schleswig-Holstein)
Nahe Neumünster in Schleswig-Holstein ist Traute Struve Wächterin ihres Kräutergartens Altenjahn im Naturpark Aukrug. Täglich führt sie Besucher sowie Schulklassen oder Vereine durch das 5.000 Quadratmeter große Gelände. Mit viel Hingabe erklärt sie die Heilkraft von Wildkräutern sowie Bäumen oder erzählt Geschichten über Elfen und Trolle. Jeder Besucher bekommt am Rande des Weges alte Lebensweisheiten mitgeliefert – “der Weg ist das Ziel” oder “jeder isst, was er ist” steht auf Steinen, Holztafeln und Gerätschaften geschrieben. Der Eintritt kostet drei Euro. Davon wird ein Euro für einen guten Zweck gespendet, der Rest kommt der Gestaltung des Kräutergartens zugute.
2# Apothekergarten in Planten un Blomen (Hamburg)
Planten un Blomen ist eine etwa 47 Hektar große öffentliche Parkanlage in Hamburgs Innenstadt. Viele Themengärten ziehen sich durch das Grün, so auch der Apothekergarten mit seinen „Sieben Höfen der Gesundheit“. Zahlreiche Heilpflanzen sowie Kräuter wachsen in den liebevoll angelegten und beschrifteten Beeten. Besucher und Besucherinnen erfahren hier, wie wichtig Pflanzen für die körperliche und seelische Gesundheit sind. Dank Informationstafeln in Braille-Schrift und speziellen Wegführungen ist der Apothekergarten auch für blinde und sehbehinderte Gäste erlebbar. Der Apothekerverein bietet auch Führungen an.
3# Kloster Kräutergarten Himmelpfort (Brandenburg)
Nördlich von Berlin liegt das Fürstenberger Seenland. Inmitten der Brandenburgischen Seenplatte gibt es außer Wasser auch den Kloster Kräutergarten Himmelpfort. Dieser wurde 1997 angelegt und bietet rund 250 Heil-, Gewürz- und Duftkräuter sowie Teepflanzen. Infotafeln erzählen die Geschichte der sanften Naturmedizin. Der dazugehörige „Garten der Sinne“ bietet Tastkästen, einen Weidentunnel sowie Barfußpfad und ein Insektenhotel, um die Natur noch näher zu erleben. Der Eintritt ist für alle Besucher frei. Führungen können telefonisch angefragt werden.
4# Kräuterpark Altenau (Niedersachsen)
Der Kräuterpark Altenau im Oberharz nahe Goslar ist der größte seiner Art in Deutschland. Unter dem Motto „anfassen – riechen – schmecken“ warten hier unzählige heimische sowie exotische Gewürze und Kräuter, die auf gut begehbaren Wegen entdeckt werden können. Wer bei Heilpflanzen nicht allzu bewandert ist, findet auf Erklärtafeln neben dem jeweiligen Namen auch Informationen zu Herkunft, Heilwirkung und Verwendung. In der Gewürzgalerie geht es immer dem würzig-aromatischen Duft nach, die die über 1.500 bunten Gewürze und Kräuter in aromatischen Schaugläsern versprühen. In der großen Gewürzpagode inmitten des Kräuterparks Altenau erfährt man außerdem mehr über die Gewürz-Geschichte. Gezeigt werden die Transportwege von Indien über die See oder entlang der Seiden- und Weihrauchstraße. Erwachsene zahlen vier Euro. Für Kinder bis sechs Jahre ist der Eintritt frei, danach beträgt der Preis bis zum 18. Lebensjahr ein Euro.
5# Heilpflanzengarten der Heilpflanzenschule Dortmund
(Nordrhein-Westfalen)
Der Dortmunder Heilpflanzengarten ist ein Projekt des Viriditas-Gesundheitshauses und der PhytAro Heilpflanzenschule Dortmund. Auf rund 800 Quadratmetern bietet der Erlebnisgarten über 200 Pflanzen und Kräuter, die nach ihren Anwendungsgebieten eingeteilt sind. Gäste erleben, schmecken und fühlen die Heilpflanzen so in ihrem natürlichen Umfeld. Die Betreiber möchten eine Begegnung zwischen Menschen und Natur schaffen und gleichzeitig ihr Wissen rund um die Pflanzenkraft an interessierte Kräuterfans weitergeben. Einmal im Monat finden 75- bis 90-minütige Heilkräuterführungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten statt, beispielsweise „Essbare Pflanzenkraft im Frühjahr“ oder „Sommerpflanzen und andere Wildkräuter“. Der Ticketpreis beträgt 9,50 Euro. Ein Teil wird an eine bedürftige Organisation in Dortmund gespendet.
6# Thüringer Apothekenmuseum mit Apothekergarten in Bad Langensalza (Thüringen)
Seit 2014 zeigt das Thüringer Apothekenmuseum im „Haus Rosenthal“ im Bad Langensalza die Pharmaziegeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Zum Apothekenmuseum gehört auch ein Apothekergarten, in dem mehr als 80 heimische Heilkräuter unterschiedlichster Art wachsen. Die Heilpflanzen sind in neun Beeten nach ihren Anwendungen beziehungsweise medizinischen Indikationen geordnet und mit entsprechenden Schildern versehen. Hier erfährt man unter anderem, welche Kräuter die Entwicklung moderner Medizin geprägt haben. Der normale Eintrittspreis beläuft sich auf vier Euro pro Person, öffentliche Museumsführungen kosten 2,50 Euro.
7# Ernährungs- und Kräuterzentrum Kloster St. Marienstern
in Panschwitz-Kuckau (Sachsen)
Mitten in der Oberlausitz, zwischen Kamenz und Bautzen, befindet sich das Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau. Seit über 750 Jahren leben hier Schwestern des Zisterzienserordens, die viele Jahrzehnte die Umgebung mit der Ernte ihres Klostergartens versorgten. Nach dem Hochwasser 1991 baute das Christlich-Soziale Bildungswerk Sachsen e.V. die Anlage zu einem 6.000 Quadratmeter großen Umwelt- und Lehrgarten um. Das heutige Ernährungs- und Kräuterzentrum bietet Besuchern Führungen, Projekttage und Seminare rund um gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit, Natur und Umwelt. Preise auf Anfrage.
8# Klostergarten Seligenstadt (Hessen)
Die Klosteranlage der ehemaligen Benediktiner-Abtei in Seligenstadt nahe Frankfurt am Main versteckt einen wunderschönen Klostergarten. Hiesiges Highlight ist der Apothekergarten auf einer Fläche von 600 Quadratmetern mit rund 200 verschiedenen Heilpflanzen. Einige der Pflanzenarten sind auf verschiedene Beete aufgeteilt. Sie sind nach ihrer Wirkkraft auf unterschiedliche Organe unterteilt, wie „Magen und Darm“, „Leber und Galle“ oder „Nieren und Blase“. Ebenfalls befindet sich auf dem Klostergelände eine historische Apotheke mit Labor und Kräuterkammer. Sie dient heute als Museum und bietet Einblicke in die einstige Heilkräuterverwertung des Klosters. Der Eintritt ist frei.
9# Strabos Kräutergarten auf der Insel Reichenau (Baden-Württemberg)
Auf der Klosterinsel Reichenau im Bodensee (UNESCO Weltkulturerbe) liegt Strabos Kräutergarten. Er wurde im 9. Jahrhundert von Abt Walahfrid Strabo angelegt und gilt als der erste klösterliche Kräutergarten überhaupt. Weltberühmt ist auch Strabos „Hortulus“ – das botanische Werk mit Gedichten über Gartenpflanzen gilt als das erste deutsche Gartenbuch. Der Kräutergarten ist für interessierte Besucher geöffnet, der Eintritt ist frei. Wer an der regelmäßig stattfindenden Führung „Ein Garten wie ein Gedicht – Der Hortulus – 24 Kräuter und 100 Geschicht(ch)en“ teilnehmen möchte, zahlt fünf Euro.
10# Weleda Heilpflanzengarten in Schwäbisch Gmünd
(Baden-Württemberg)
Europas größter biologisch-dynamischer Heilpflanzengarten gehört zu einem bekannten Arzneimittel- und Naturkosmetikunternehmen. In Schwäbisch Gmünd, am Rande der Schwäbischen Alb, erstreckt sich am Weleda Erlebniszentrum der 23 Hektar große Heilpflanzengarten mit rund 1.000 verschiedenen Pflanzenarten. Sowohl heimische Arten im Freien als auch wärmeliebende Pflanzen, wie Tabak oder Artischocke, in Gewächshäusern gedeihen hier prächtig. Um den Wildbestand zu schonen, kultivieren Forscher hier auch immer wieder regional-untypische Pflanzen, wie beispielsweise die Kanadische Gelbwurz oder das Tausendgüldenkraut. Wer mag, nimmt an Führungen oder Workshops teil. Alle Termine und Preise sind auf der Website des Weleda Erlebniszentrums zu finden.