Depressionen sind die neuen Rückenschmerzen – das zeigt unter anderem eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2023. Daraus geht hervor, dass die psychische Belastung am Arbeitsplatz den physischen Stress gerade einholt und mancherorts sogar schon überholt hat. „Diese Entwicklung bemerken wir auch, denn die Nachfrage nach Kuren mit Antistress- und Burnout-Schwerpunkt sind bei uns stark gestiegen“, erklärt Claudia Wagner, Geschäftsführerin beim Gesundheitsreiseveranstalter Fit Reisen. „Und dass immer mehr Menschen mit Schlafproblemen zu kämpfen haben, sehen wir an dem Interesse an unseren Angeboten zu gesundem Schlaf“, sagt Wagner.
In einer Umfrage hat Fit Reisen deshalb das Stresslevel und die psychische Gesundheit von ArbeitnehmerInnen untersucht. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Anstieg der Belastung am Arbeitsplatz bei knapp 8 von 10 Befragten. Zudem sind starke Symptome infolge des Stresses weitverbreitet (mehr als die Hälfte der Befragten leiden zum Beispiel an Schlafstörungen und mehr als eine von zehn Personen kämpft gar mit Panikattacken).
Inhaltsverzeichnis
- Wichtigste Ergebnisse
- Psychische Belastung, Belastungsfaktoren und Symptome
- Angebote vonseiten der Arbeitgeber
- Belastung und Symptome nach Geschlecht
- Besonderheiten einzelner Bundesländer
Wichtigste Ergebnisse:
Belastungsgrad
- Fast 4 von 5 Befragten berichten von einer gestiegenen Belastung am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren
- Fast 3 von 5 Befragten berichten von einer starken psychischen Belastung am Arbeitsplatz (Bewertung von 7-10 auf einer Skala von 1-10)
- Mehr als jede zehnte befragte Person fühlt sich sogar sehr stark psychisch belastet (sie vergaben 10 von 10 möglichen Punkten beim Grad der psychischen Belastung)
Stressfaktoren und Symptome
- Am meisten leiden die Arbeitnehmenden laut Umfrage unter der mangelnden Wertschätzung (knapp 5 von 10), gefolgt von permanenter Erreichbarkeit (knapp 4 von 10) und einem zu hohen Arbeitspensum (knapp 4 von 10). Am wenigsten machen ihnen die Angst vor Kündigung (weniger als einer von 10), zu komplexe Aufgaben (etwa eine von 10 Personen) sowie das Großraumbüro (etwa eine von 10 Personen) zu schaffen
- Spannungen zeigen sich viel im zwischenmenschlichen Bereich – so geben knapp die Hälfte der Befragten mangelnde Wertschätzung als belastend an, knapp jede dritte Person klagt über fehlende Kollegialität und jeder Vierte hadert mit dem Verhältnis zur Führungskraft
- Die häufigsten Symptome infolge des Stresses sind Erschöpfungszustände (6 von 10) und Schlafstörungen (mehr als die Hälfte). Knapp ein Viertel leidet an Depressionen und mehr als jede Zehnte erlebt Panikattacken.
Angebote der Arbeitgeber
- Mehr als 4 von 5 ArbeitnehmerInnen ist es wichtig, dass ihr Unternehmen sich für ihre psychische Gesundheit einsetzt (Bewertungen 8-10 von 10 möglichen Punkten), doch nur jede dritte Person ist mit den bisherigen Angeboten des Arbeitgebers zufrieden
- An Angeboten werden vor allem mehr Sportkurse wie Yoga, Qi Gong und Pilates (mehr als 4 von 10 wünschen sich solche Angebote, nur gut eine von zehn Personen bekommt sie momentan auch), Entspannungsübungen (mehr als jede dritte Person wünscht sich das, doch nur etwa jede Zehnte bekommt sie auch) und Achtsamkeitskurse (knapp jede dritte befragte Person hätte gerne welche, weniger als eine von 10 kann schon welche am Arbeitsplatz belegen) nachgefragt; am meisten angeboten werden bisher flexible Arbeitszeiten (mehr als jede dritte Person) sowie regelmäßige Pausen- und Ruhezeiten (knapp eine von drei Personen)
Detailauswertung
Psychische Belastung, Belastungsfaktoren und Symptome
Im Schnitt berichten etwa 7 von 10 Befragten von einer erhöhten psychischen Belastung im Bereich von 6-10 Punkten. Fast 4 von 5 Befragten gaben an, dass die Belastung im Lauf der vergangenen Jahre bei ihnen angestiegen ist. Nur etwa eine von 20 berichtete von einer gesunkenen Belastung.
Mangelnde Wertschätzung war in der Kategorie belastender Faktoren am Arbeitsplatz mit knapp 5 von 10 Befragten der Spitzenreiter – gefolgt von permanenter Erreichbarkeit mit fast 4 von 10 Befragten und einem zu hohen Arbeitspensum (etwa 7 von 20 Personen). Weniger leiden Arbeitnehmende unter der Angst vor Kündigung (nur knapp jede zehnte Befragte), zu komplexen Aufgaben (knapp jeder zehnte Teilnehmer) und dem Arbeiten im Großraumbüro (knapp eine von zehn Befragten).
Insgesamt zeigt sich, dass die Belastungsfaktoren oft im zwischenmenschlichen Bereich liegen – neben der mangelnden Wertschätzung klagt knapp jede Dritte über fehlende Kollegialität und jeder Vierte hadert mit dem Verhältnis zur Führungskraft.
Besorgniserregend sind die Symptome, über welche die Arbeitnehmenden klagen. Drei von fünf Befragten klagen über Erschöpfungszustände, gut die Hälfte leidet an Schlafstörungen und fast jede Zweite an Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Etwa jeder vierte Befragte gab an, Depressionen zu haben und mehr als eine von 10 Personen kämpft mit Panikattacken.
Angebote vonseiten der Arbeitgeber
Mehr als 4 von 5 der Befragten messen dem aktiven Engagement des Arbeitgebers um die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden einen sehr hohen Wert bei und haben in der Befragung 8 bis 10 Punkte vergeben. Zu den häufigsten Maßnahmen für die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden, welche bereits umgesetzt wurden, gehören flexible Arbeitszeiten (mehr als jede dritte Person), regelmäßige Pausen und Ruhephasen (knapp jede dritte Person) und das Bereitstellen einer Ansprechperson für etwaige Probleme (knapp 3 von 10). Wenige Angebote gibt es nachdem im Bereich der Burnout-Prävention (weniger als eine von 20 Personen), Resilienz (etwa eine von 20 Personen) und Achtsamkeit (knapp eine von 10 Personen).
Die Mitarbeitenden wünschen sich von ihren Unternehmen vor allem weitere Sportangebote wie Yoga, Pilates oder Qi Gong (mehr als 4 von 10 wünschen sich solche Angebote, nur gut eine von zehn Personen bekommt sie momentan auch), Entspannungsübungen (mehr als jede Dritte wünscht sich das, doch nur etwa jede Zehnte bekommt sie auch) und Achtsamkeitskurse (knapp jede dritte befragte Person hätte gerne welche, weniger als jede zehnte befragte Person kann schon welche am Arbeitsplatz belegen) nachgefragt.
Belastung und Symptome nach Geschlecht
Männer empfinden laut Umfrage eine etwas höhere psychische Belastung als Frauen – Frauen gaben 6,6 als Grad der psychischen Belastung an, Männer 7,1. Die Veränderungen in den vergangenen Jahren schlagen sich wiederum deutlicher bei den Frauen wider – so berichten knapp vier von fünf Teilnehmerinnen von einer höheren Belastung als vor einigen Jahren, während bei den Männern „lediglich“ 7 von 10 vermehrten Stress bemerken.
Während 3 von 10 Männern in der Umfrage angaben, an Depressionen zu leiden, waren nur 2 von 10 befragten Frauen betroffen. Mit 3 von 20 Befragten haben auch mehr Männer als Frauen Panikattacken – da klagen nur eine von 10 über derlei Vorfälle.
Andererseits leiden mehr Frauen (12 aus 20, im Vergleich zu 9 aus 20 Männern) an Erschöpfungszuständen. Auch Schlafstörungen kommen bei Frauen mit 10 von 20 Betroffenen häufiger vor als bei Männern (9 von 20).
Besonderheiten einzelner Bundesländer
Die Befragten aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern berichten von dem höchsten Belastungsgrad (8 von 10 möglichen Punkten). Mit knapp 6 Punkten empfinden die SaarländerInnen vergleichsweise am wenigsten Stress.
BewohnerInnen aller Bundesländer außer Berlin berichten mehrheitlich, dass das Stresslevel an ihrem Arbeitsplatz angestiegen sei. In Brandenburg berichtet die Mehrheit der Befragten zwar von einer gestiegenen Belastung, gleichzeitig geben 4 von 10 jedoch auch an, dass die Belastung gesunken sei.
Die größte Differenz zwischen Angebot und Nachfrage stressreduzierender Maßnahmen gibt es in Sachsen-Anhalt – hier bewerten die Arbeitnehmenden die Wichtigkeit der Angebote im Schnitt mit 9 Punkten, es sind jedoch nur etwa 7 von 20 TeilnehmerInnen zufrieden mit den Angeboten ihres Unternehmens.
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